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AutorenbildAntje

This is Uganda ´22 - Planlos in Gottes Plan

Für die meisten Leute heißt Urlaub Sonne, Strand und Meer - Entspannung pur. Wir wollen unserem Alltag und der Hektik entfliehen und mal etwas nur für uns machen. Nur wenige würden auf die Idee kommen ihre freie Zeit in Afrika mitten unter lärmenden Kindern, Alten und Kranken zu verbringen.

Doch die Brüder Simon und Michael Köbele haben genau das gemacht. Wie es dazu kam und was genau sie dort erlebt haben, durfte ich für euch in einem Interview mit Simon heraus finden.

von links nach rechts: Micha und Simon

Aufgewachsen sind die beiden in einer Großfamilie. Ihr Vater leitete ein Hilfswerk in Rumänien, sodass beide schon früh in Kontakt mit Mission kamen. Simon erzählt, dass ihm dass Leid, welches er dort vor Ort gesehen hat, schon damals bewegt hat. „Also als Kind ist man ja auch ein bisschen überfordert von dem krassen Unterschied […] und man fühlt sich schlecht“, erinnert der 28-jährige sich an damals. Trotzdem scheinen die Erlebnisse ihn auf eine Gute Art und Weise geprägt zu haben.

Dazu kam die Tatsache, dass zwei seiner älteren Brüder damals ein Auslandsjahr gemacht haben. Simon berichtet: „Für mich war es immer so, die sind zurück gekommen und haben so eine krasse, lebendige Beziehung zu Gott und ich habe einfach gehört, dass der Glaube richtig lebt. Die haben Wundern erlebt und […] für mich war klar: ich will das auf jeden Fall machen. Egal wie, ich will das auch machen“. Damit war der Grundstein gelegt. 5 Jahre später steigt er tatsächlich in einen Flieger nach Uganda, wo er sein IJFD (Internationaler Jugend Freiwilligen Dienst) macht.


Seine Aufgaben vor Ort bestanden darin Lernhelfer für die zweite und vierte Klasse zu sein und bei der Kinder- und Jugendarbeit mitzuhelfen. Die prägendsten Erfahrungen hat der junge Mann aber durch seine Freizeit erlebt. „Das andere aber mit dem lokalen Typen war für mich die prägendste und die coolste Arbeit, weil man wirklich solche krassen Schicksale gesehen hat. Leute, die noch nie einen Weißen gesehen haben oder Leute, die allgemein nie Besuch bekommen, die wirklich nur vor sich hinvegetieren. Also, denen es wirklich dreckig geht, die da eigentlich warten bis sie sterben, weil es denen so schlecht geht. Und teilweise wirklich echte Überlebenskünstler“, erinnert Simon sich lebhaft an seine Samstage vor acht Jahren. „Immer zu zweit auf dem Motorrad sind wir in die entlegensten Dörfer rund um „Luwero“ gefahren. Da haben wir uns um alte und kranke Leute gekümmert. Wir haben Medikamente vorbei gebracht. Wir haben Wasser vorbei gebracht.“


Sein Auslandsjahr ist nun schon einige Zeit her, doch noch heute wird deutlich, welchen starken Einfluss es auf das Leben des Mannes hat.


Im Oktober 2021 kam es zu einem Gespräch mit seinem jüngeren Bruder Michael. Dieser war zu der Zeit gerade mit seiner Masterarbeit beschäftigt. Nach dem Abschluss seines Studium wollte er aber nicht direkt in die Arbeitswelt eintauchen, sondern vorher noch „irgendwas sinnvolles tun“, wie Simon es wieder gibt. Doch keiner der vorgeschlagenen Einsätze konnte gestartet werden. Also hatte Simon eine Idee: „Es gibt noch eine Möglichkeit: wir gehen zusammen an meine Station, in der ich früher war. Ich habe da Kontakte. Wir brauchen gar keine Hilfe. Wir wären auf uns alleine gestellt und kriegen auch keine Unterstützung, aber ich kenne die Leute.“ Mit diesem Vorschlag fingen die beiden eine Reise an, die sie selbst und die Leben vieler anderer verändern würde.

Michael machte seinen Abschluss und Simon konnte es auf der Arbeit so regeln, dass er Urlaub bekam, wenn er an ein paar Tagen abends arbeitete.


Im Januar fuhren die beiden noch auf einem „Snow-Camp“, nach welchem beide in Quarantäne landeten. Sollte die Reise also doch nicht sein? - Simon berichtet: „“Wir haben abends um acht Uhr das Ergebnis [der PCR-Tests] bekommen. Bei Micha hat das zuerst gar nicht geklappt mit dem Ergebnis. Dann hat er noch bei drei Hotlines angerufen, dass die ihm das Ergebnis schicken, weil wir für 22:00 Uhr die Bahn nach Frankfurt gebucht haben. Ich habe meinen Koffer erst um 20:00 Uhr gepackt, als ich mein Ergebnis hatte, weil ich mir bis dahin nicht sicher war. Es war wirklich ein Wunder.“

Trotz dieser schwierigen Umstände, konnten die beiden also doch noch fliegen. Mit sich nahmen sie hauptsächlich Fuß- und Volleybälle sowie Frisbees und eine Ballpumpe; von persönlichen Dingen kam nur das Nötigste mit. Schließlich galt die Reise in erster Linie der Ehre Gottes und nicht ihrem eigenen Vergnügen.

Simon und Micha mit Patrick auf dem Motorrad

Einen wirklichen Plan hatten die beiden damals noch nicht. „Wir wussten nicht, was wir tun werden. Wir sind einfach hin und haben gedacht: gucken wir was anfällt“, gesteht der 28-jährige. Er erinnert sich grinsend an die ersten Tage in Uganda zurück: „Am Anfang hat [Patrick] uns einfach überall, wo er so hin ist, mitgenommen. Also wir sind immer zu dritt auf das Motorrad und dann losgefahren und sind dem einfach hinterher gelaufen. Dumm und blöd sind wir ihm hinterher gelaufen.“ Dabei durften die Brüder erstmal einen kleinen Einblick in die Schulen rund um „Luwero“ bekommen. Schon einige Tage später fragten sie Patrick, ihren Kontakt vor Ort, wo sie helfen könnten. Denn die beiden wollten „nicht einfach nur mit dabei sein und eigentlich eine Last sein, sondern [sie wollten] auch einen Mehrwert schaffen“. So kam es, dass sie in einer kleinen Schule in „Seeta“ als Lehrer aushelfen durften. Lachend erinnert Simon sich: „Wenn wir da unterrichtet haben, waren immer zwei oder drei andere Lehrer mit im Raum, die dann zugeguckt haben. Dann haben die am Ende gesagt: Oh, danke! Danke, für die Unterrichtsstunde. Ich habe so viel gelernt.“


Tatsächlich haben die zwei Aushilfslehrer den gängigen Frontalunterricht „versucht […] etwas anders aufzuziehen“, wie Simon es beschreibt. Statt die Schüler lediglich abschreiben zu lassen, holten sie diese an die Tafel und ließen sie die Aufgaben dort machen. „Die fanden es ganz toll an der Tafel zu sein“, erzählt der junge Mann schmunzelnd.


Micha schreibt Aufgaben an die Tafel einige der Schulkinder an der Tafel Simon korrigiert die Aufgaben


Bei dieser Arbeit fielen den beiden Deutschen einige Probleme auf. Zum einen sei es sehr laut in der Schule, weil die Wände der Klassenräume nicht ganz bis zur Decke reichen und zum anderen bemerkten sie: „sobald eine Wolke vor der Sonne ist, sehen wir nichts mehr in der Klasse“. Das erste Problem wartet noch auf eine Lösung, doch bei dem Problem mit dem fehlenden Licht, kam den beiden eine Idee - „es wäre so cool, wenn die Schule eine Solarplatte hätte“.

Eines der Kinder füllt die Wasserkanister für die anderen auf.

Dazu kamen noch zwei weitere Probleme. „Wir konnten oft [erst] spät mit dem Unterricht anfangen und zwar aus dem Grund, dass die Schule keinen eigenen Brunnen hatte, sondern die immer zum Brunnen von Bekannten laufen mussten. Das waren immer so fünfzehn bis zwanzig Minuten Fußweg. […] Und die Kinder gehen danach auch so in die Schule - komplett nass und K.O.“, erklärt der junge Mann. „Das andere war, dass wir bei den Besuchen in den Dörfern gemerkt haben, dass super viele krank sind und dass fast niemand ein Moskitonetz hat. […] Weil die alle kein Moskitonetz haben, fehlen die halt ganz oft und dann ist das Problem, dass die wegen Malaria ins Krankenhaus kommen. Dann haben die aber nicht das Geld, die Rechnung zu bezahlen […]. Das bedeutet wiederum, an irgendwas anderem werden die sparen [und] verzichten dafür auf die Schule für [ihr] Kind.“


Morgens wird erst einmal Wasser für die ganze Schule geholt.

Vier Probleme. Simon und Michael ließen sich davon aber nicht abschrecken, sondern freuten sich eher darüber, dass sie endlich etwas gefunden hatten, wo sie „wirklich einen Unterschied“ machen konnten.

Lange blieben diese Überlegungen nicht bloß Ideen, sondern wurden schon bald umgesetzt. „Und dann haben wir die Idee gehabt einfach mal auf dem Instagram-Account, den wir [dafür] aufgebaut haben, zu fragen, ob jemand Lust hätte zum Beispiel ein Moskitonetz zu spenden“, schildert Simon. Weiter führt er aus: „Wir dachten, man gibt vielleicht fünf Euro, vielleicht für ein oder zwei Moskitonetze […]“

Als sie diese Ideen Patrick gegenüber erwähnten, sei dieser sofort begeistert gewesen. Denn sie hätten bereits vor zwei Jahren angefangen einen Brunnen zu bauen, doch das Geld habe nicht gereicht, um diesen fertig zu stellen. Es sei ein Wunder, dass die beiden jetzt mit diesen Vorschlägen kämen. Die Begeisterung über diese Führung ist Simon auch beim Erzählen noch anzumerken.

Der Brunnen wird gebaut.

Die Spendenaktion wurde gestartet. Doch sie verlief nicht wie geplant. Der 28-jährige meint mit leuchtenden Augen: „ [….] und dann fanden die Leute das aber irgendwie so richtig spannend mitzuhelfen und dann kam es halt so, dass Projekte wie der Brunnen auch finanziert und gestartet werden konnten. […] Also wir haben dann wirklich an alle Personen, wo wir gesagt haben, die brauchen ein Moskitonetz, Moskitonetze verteilt. Dann hatten wir noch was über. Dann haben wir den Brunnen angefangen. Dann hatten wir immer noch was über. Dann haben wir das Solarsystem angefangen.“

In kurzer Zeit hatten alle Kinder in der Schule Moskitonetze, ein Brunnen war in Aussicht und die Schule war mit drei Solarplatten inklusive jeweils einer Batterie ausgestattet. Doch auch damit hörte ihre Arbeit nicht auf.

Moskitonetze wurden in Schulen und umliegenden Dörfern verteilt, um Schutz vor Malaria zu bieten.


„Dann kam noch die Sache, dass wir in Krankenhäuser rein gegangen sind“, räumt der junge Mann ein. „Wir haben uns um die kranken Personen gekümmert und die Angehörigen, dass wir denen zum Beispiel Seife [und Zucker] gebracht haben. Zucker ist für die sehr wertvoll. […] Und dann waren Micha und ich was an einem Imbissstand essen. Da war ein anderer [Mann] mit seiner Frau und wir kamen beim Warten irgendwie ins Gespräch. Der hat auch eine Schule und die ist auch ganz weit gelegen in einem ganz kleinen Dorf. Und er meinte, da sind 700 Schüler, die auch keinen Brunnen haben. Er meinte, die haben nicht einmal Klassenräume.“

Durch dieses Gespräch öffnete sich eine weiter Tür, durch welche Menschen geholfen werden konnte. Auch in dieser Schule wurden Moskitonetze und ein Ball verteilt; auch an dieser Schule wird ein Brunnen gebaut.

Simon und Micha verteilten Lebensmittel, Seife, Zucker und Moskitonetze an Menschen, die sehr abgelegen leben.


Über 300 Moskitonetze wurden bereits gekauft und verteilt, dazu wurde das Solarsystem für die Schule gebaut, ein Brunnen ist fertig und ein weiterer in Arbeit, Lebensmittel, Seife und Zucker wurden bei unzähligen Besuchen armer sowie kranker Menschen verteilt und auch Matratzen wurden für die Schule gekauft. Das alles wurde innerhalb etwa eines Monats für viele Menschen in Uganda Wirklichkeit.


Dabei ging es nie um Massenspenden oder Sammellager - Simon und Michael haben jedes Paket selbst übergeben, sind zu den Leuten nach Hause gefahren und haben so mehr weiter gegeben als diese praktische Hilfen. Die beiden haben Menschen, die einsam, arm und in Not leben durch ihr Handeln gezeigt, dass sie wertgeschätzt, geliebt werden. Simon beschreibt es wie folgt: „Überall da, wo wir die Kontaktpersonen hatten, die uns das gesagt haben, haben wir gehalten und sind rein; haben mit denen geredet, haben für die gebetet und sind dann zum nächsten Haus.“


Das ganze Projekt war ungeplant und eigentlich so gut wie unmöglich. Wie also schaffen es zwei Deutsche in ihren Zwanzigern innerhalb eines Monats für viele Menschen so einen Unterschied zu machen?

Gemeinsames Gebet für die Menschen, die besucht wurden.

Für Simon ist die Antwort klar: „Wir verdanken alles irgendwie auf Grund von Gnade. […] Gott hat in der Zeit sehr viel gemacht.“ Ohne Eitelkeit und Stolz schreibt er alles, was in Uganda möglich war Gott zu. Der Glaube ist für den bekennen Christen der entscheidende Antrieb. Er benennt diesen Umstand klar, indem er sagt: „Ich glaube, der Glaube ist das, was überhaupt antreibt. Also ich glaube, diese Liebe oder diese Fürsorge für andere Menschen, die wäre gar nicht vorhanden, wenn ich nicht selber wüsste, was für ein großes Geschenk es ist, was ich eigentlich habe und wer ich bin, was ich alles erleben durfte. Ich glaube, der Glaube trägt mich. […] Gott hat das geführt. Gott hat uns dahin geführt und uns auch diesen Wunsch ins Herz gepflanzt. […] Wir wollen irgendwie [Gottes] Liebe weiter geben. Wir wollen anderen Leuten helfen. Wir wollen [Gott] groß machen.“


Für Simon war es aber nicht nur eine Zeit des Gebens, sondern auch eine Zeit, in der er viel lernen durfte. Bewegt berichtet er von Menschen, die ihn in dem Monat vor Ort inspiriert haben.


„Der Lehrer von der Schule, in der wir geholfen haben, den finde ich einfach super inspirierend; nicht weil er so tolle Sachen von sich gibt, sondern wegen seinem Handeln.“ George heißt dieser Lehrer, der selbst wenig Bildung genossen hat und doch „versucht er mit so viel Herz und mit so viel Liebe seinen Job auszuüben. Der hat auch immer so ein breites Grinsen drauf und das obwohl er Tag und Nach, sieben Tage die Woche mit sieben Jungs in einem Raum lebt […] Ich finde es Wahnsinn, was er macht, dass es sich so hingibt für die Kinder, um denen wirklich das Beste zu ermöglichen“, erinnert sich Simon zurück.


Außerdem durfte der junge Mann viel von seinem Freund Patrick lernen, mit dem er bereits bei seinem IJFD vor acht Jahren unterwegs war. Patrick hat selbst nicht viel, um für sich und seine Familie zu sorgen. Trotzdem verwendet er seine Zeit und Energie darauf, anderen Kindern zu helfen, ihnen die Schule und somit ein besseres Leben zu ermöglichen. Und das mittlerweile seit einigen Jahren. Auch die beiden Brüder hat er freundlich und großzügig aufgenommen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.


Bild links: Micha bringt einem der Kinder Gitarre bei.

Bild rechts: Simon und Micha besuchen auch einige der Leute, die Simon noch aus seinem IJFD kennt.


Besonders fasziniert ist Simon von dem selbstlosen Handeln, das er in Uganda nicht nur sehen, sondern auch am eigenen Leib erfahren durfte.

Die Zeit, die er und Michael in diese Menschen investiert haben, hat ihnen schon jetzt viel gegeben, neue Freundschaften geschenkt und sie Gottes Handeln in ihrem eigenen und in dem Leben anderer sehen lassen.

Wie es mit dem Projekt weiter geht, ist noch unklar. „Da sind wir komplett offen. In der Zeit, in der wir da [waren] werden wir das hauptsächlich machen. Wenn wir noch Mittel über haben, versucht man den Rest aus Deutschland zu steuern. Und wenn wir wieder da sind, machen wir sowas halt nochmal“, erklärt der junge Mann.

Noch sind Mittel da und noch werden Projekte wie der zweite Brunnen voran getrieben. Wie lange das der Fall sein wird und wie es weiter geht, überlassen die Brüder, wie auch schon ihre Zeit in Uganda selbst, Gottes Händen. Denn wie sie sehen durften, liegt das Projetk dort am Besten.


Es gäbe noch eine Menge über die Zeit der beiden in Uganda zu erzählen, Eindrücke, Begegnungen, Wunder, doch dieser Artikel soll euch nur einen kurzen Einblick in die Anfänge der Arbeit geben. Wer weiß, vielleicht hören wir schon bald mehr von Simon und Michael. ;)


Simon und Micha nahmen sich Zeit für den Einzelnen und brachten in ihrer Zeit vor Ort einigen Menschen viel Freude.

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