Ich wuchs im Norden Deutschlands auf, als 3. von 5 Kindern. Meine Eltern waren keine Christen und dementsprechend spielte der Glaube in unserem Familienleben keine Rolle; man kann sogar sagen, wenn man über das Thema „Religion“ sprach, dann wurde darüber gespottet.
Ich hatte 2 ältere Brüder, die meiner Mutter bereits in frühen Jahren durch ihre Schandtaten viel Kummer bereitet haben. 1982 wurde ich geboren, und im Gegensatz zu meinen älteren Brüdern, war ich immer sehr ruhig, zurückhaltend und versuchte, meinen Eltern gehorsam zu sein.
Mein 3 Jahre älterer Bruder hatte es bereits sehr früh auf mich abgesehen, wohlmöglich aus Eifersucht, denn er bekam im Gegensatz zu mir, sehr oft Ärger für sein Verhalten. Es verging kaum ein Tag, ohne das er von meinen Eltern bestraft wurde.
Wie gesagt, es fing schon sehr früh an, das mein Bruder mich psychisch und physisch misshandelte. Er zerstörte zum Beispiel bewusst Gegenstände, die mir lieb waren, und bei denen er genau wusste, dass diese Gegenstände mir etwas bedeuteten. Hinzu kamen die verbalen Attacken seinerseits, was dazu führte, das ich schon sehr früh in meinem Leben keinerlei Selbstbewusstsein hatte.
Auch nicht zu knapp waren seine Ausraster, in denen er mich regelmäßig verprügelte. Ganz besonders hart waren für mich die Momente, in denen er mich vor anderen Menschen fertig machte. Einmal sperrte er mich in einen Raum ein, machte ein Tonbandgerät an und nahm meine Schreie auf, während er mich verprügelte. Ich versuchte, so lange es ging, nicht zu schreien, und umso mehr ich das versuchte, umso heftiger wurden seine Schläge, so dass ich irgendwann laut schreien musste. Später zeigte er das Tonband einigen meiner Klassenkameraden, was natürlich für großes Gelächter sorgte.
Diese Gewaltausbrüche und verbalen Attacken sollten sich noch viele Jahre hinziehen; genau genommen bis in die Pubertät hinein, also bis ich ca. 15 Jahre alt war.
Wie hat meine Mutter reagiert? Sie hat das als nicht schlimm erachtet, und es oft als brüderliche Scherze abgetan, aber das waren sie nicht. Mein Vater? Wenn er nicht arbeiten war, dann hat er mitgemacht. Ich hatte also keinen Schutz. Ich war auf mich allein gestellt.
Ich war ca. 8 Jahre alt, da hatte ich bereits ganz intensive Selbstmordgedanken, die mich viele Jahre begleiteten. Als ich dann 14 Jahre alt war, unternahm ich meinen ersten Versuch, mir das Leben zu nehmen. Doch nachdem mein Vorhaben gescheitert war, saß ich noch sehr lange an dem Platz, an dem ich meinem Leben ein Ende setzten wollte und weinte. Ich weinte stundenlang. Und ich musste feststellen, dass da ist keiner ist, der dich in den Arm nimmt, der sagt: "Komm, wir schaffen das. Ich hol dich da raus." Ich war völlig allein.
Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ich starke Depressionen. Ich hatte keine Freunde und gehörte in der Schule zu den klassischen Außenseitern. Als ich 18 Jahre alt war, wollte ich nur eins: Raus! Ich wollte einen kompletten Neuanfang, ohne Familie. Also suchte ich mir einen Ausbildungsplatz im 250 KM entfernten Hannover, in der Hoffnung, das alles besser werden würde. Aber es sollte in einer totalen Katastrophe enden.
Auf der Suche nach Freunden geriet ich in falsche Kreise, verfiel immer öfter dem Alkohol, was dazu führte das ich meine Ausbildung bereits nach kurzer Zeit wieder verlor. Ich verprasste mein ganzes Geld, entweder für Alkohol und Partys, oder ich machte für irgendwelche Leute Handyverträge, und die telefonierten dann auf meine Kosten in der Weltgeschichte herum. Mein Schuldenberg wuchs stetig an, irgendwann konnte ich weder Miete noch Strom bezahlen. Mein Leben ging immer mehr bergab. Nach eineinhalb Jahren in Hannover stand ich mit nur 20 Jahren vor einem Trümmerhaufen. Verschuldet bis über beide Ohren, keine Freunde, und depressiv.
Ich zog die Reißleine und kehrte in meine Heimat zurück. Ich hatte die Gelegenheit bekommen, eine Ausbildung als Krankenpflegehelfer in einem Krankenhaus zu machen. In der alten Heimat merkte ich sehr schnell, das die Depressionen mich mittlerweile völlig im Griff hatten. Ich hatte keinerlei soziale Kontakte, und wenn sich mal etwas anbahnte, dann konnte ich es nicht aufrecht erhalten. In meinem Kopf waren viele Fragen, und ganz besonders eine Quälte mich viele Jahre: Was soll ich auf dieser Erde, wo ist mein Platz?
Ich suchte nach Antworten. Ich befasste mich mit dem Islam und las im Koran, aber ich fand hier keine Antwort; und als ein Moslem mir sagte, das man den Koran nur in Arabisch lesen könne, entschied ich mich, hier nicht weiter zu suchen.
Ich verbrachte auch einen Sommer im Kreise der Zeugen Jehovas. Sie pflegten eine wunderbare und herzliche Gemeinschaft, aber wenn es um die Lehre ging, so hatten sie keine Antworten auf meine Fragen. Und so verließ ich enttäuscht auch diese Lehre.
Auf meiner Arbeit lernte ich eine Buddhistin kennen, und suchte hier ebenfalls nach Antworten, aber mir fiel auf, das sie genauso depressiv war, wie ich. Die Lehre, in der man seine Kraft aus sich selbst suchen solle, gefiel mir nicht, denn ich war kraftlos und brauchte dringende Hilfe und Antworten.
Zudem war ich Stammkunde in einem Esoterikladen, und verschlang die Bücher, allerdings fand ich in keinem Antworten. In der Zwischenzeit suchte ich mir Hilfe bei einer Psychologin, doch auch das brachte nicht den gewünschten Erfolg. Innerlich komplett leer, ausgelaugt vom Leben, und völlig entmutigt gab ich schließlich auf. Ich fand nirgends Antworten auf meine Fragen. Selbst eine Wahrsagerin konnte mir nicht helfen.
Und dann geschah es: Ich kam eines Abends von der Arbeit heim, schaltete wie immer den Fernseher ein, und zog mir das Abendprogramm rein. Doch an diesem Abend war etwas anders. Ich sah eine Castingshow, in der ein junges Mädchen auftrat, die in einem Interview von Jesus erzählte. Sie hatte so eine Überzeugung in ihren Worten, und so ein Leuchten in den Augen. Ich war von dem, was sie sagte, total fasziniert. Ich dachte nur: Wenn ich das habe, was sie hat, dann wird es mir wieder gut gehen. Aber was sollte ich tun?
Ich suchte mir ihre Gemeinde heraus, und rief dort an. Man lud mich in die Jugendstunde ein. Übrigens war die Gemeinde von meinem Wohnort gar nicht so weit entfernt, sodass ich mich am Freitag, den 15.10.2004 auf den Weg nach Tostedt machte, wo die Gemeinde war. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde.
Ich betrat die Gemeinde, und alle waren so lieb. Das kannte ich so nicht. Das hat mich schon überwältigt. Und dann kam Sammy auf mich zu, und ich stellte ihm meine Fragen, und er hatte die biblischen Antworten dazu.
In all den Jahren hatte ich so viel Schuld auf mich geladen, und Sammy sagte mir, das ich in die Hölle kommen würde, und das leuchtete mir ein. Gemeinsam beteten wir, und ich machte Frieden mit Gott, ich übergab mein Leben Jesus Christus.
Auf einmal war mir alles klar, es war, als hätte ich jahrelang meinen Vater gesucht, und auf einmal stand er vor mir. Das Licht war aus, und auf einmal ging es an, und ich konnte sehen. Auf einmal hatte ich für Menschen, die ich vorher gehasst hatte, eine so tiefe Liebe; das kam nicht von mir. Ich entschuldigte mich bei den Menschen, denen ich Schaden angerichtet hatte. Ich ging auch zu meiner Familie, und versuchte mit ihnen zu reden. Aber ich wurde ausgelacht und verspottet. Doch irgendwie war mir das egal, denn ich hatte das wahre Leben gefunden. Ich ging auch zu meinem Bruder, der mich über all die Jahre so schwer misshandelt hat, und er hatte Verständnis und wir schlossen Frieden.
Ich kündigte meinen Job und zog in die Nähe der Gemeinde, um vor Ort zu sein.
Und meine Depressionen? Sie verschwanden nicht komplett. Es gibt immer wieder Phasen in meinem Leben, in denen sie sich anbahnen. Aber im Gegensatz zu früher, gibt es einen ganz großen Unterschied: Ich habe in Gott einen Halt gefunden, wie es in Psalm 91 steht: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, der bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen.
Ich bat Gott, mein kaputtes Leben in die Hand zu nehme. Er nahm es und ich durfte ein völlig neuer Mensch werden.
2. Korinther 5,17: Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe es ist alles neu geworden.
Autor: Patrick Calza
Anmerkung des Herausgebers: Bei Fragen oder dem Wunsch durch sein Zeugnis auch andere Christus näher zu bringen, meldet euch bei mir. Denn er ist gerne bereit auf Fragen zu antworten und sein Zeugnis auch vor größeren Gruppen, wie zum Beispiel einer Jugendgruppe oder einer Gemeinde, zur Ehre Gottes zu erzählen.