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AutorenbildAntje

Überreich beschenkt

Seit ich 13 Jahre alt war, hat sich in mir der Wunsch einen Motorradführerschein zu machen gebildet und über die Jahre verstärkt. Anfangs habe ich viel meiner Kraft und Zeit dafür investiert ihn wahr machen zu können, doch was ich auch versuchte: es klappte nicht. Also legte ich die Erfüllung dieses Wunsches erst einmal auf Eis und wartete ab, ob Gott meine Gebete erhören würde. Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich diesen Führerschein keine Sekunde früher als in dem Moment anfangen würde, in dem Er sein „Ja“ dazu gibt.

Weil das aber so lange dauerte, begangen einige schon mich zu belächeln und mir zu sagen, dass ich ihn sowieso nie machen würde, wenn ich ihn bis jetzt immer noch nicht hatte. Gott sei Dank gab Gott mir einen Frieden über diese Sache, sodass ich Ihm weiter vertrauen konnte, auch wenn sich nach und nach Jahr an Jahr reihte. Ich will nicht behaupten, dass diese Kommentare mich nicht verletzt hätten, aber was sollte ich schon machen? Ich hatte die Wahl zwischen kopflos alles in Bewegung setzten oder demjenigen zu vertrauen, der mein Herz und selbst die seltsamsten Wünsche in mir kennt und mich genau so liebt. Die Entscheidung war klar und so wartete ich weiter.


Sieben Jahre später, mit 19 Jahren, schickte Gott mich nach Bolivien in die Mission. Die meisten, die mich ein wenig kennen, werden wissen, dass das definitiv nicht meinem Plan entsprach. Aber ich habe gelernt, dass man bei Diskussionen mit Gott immer den Kürzeren zeiht und so ging ich, weil ich wusste, dass Er meinen Weg und auch mein Herz besser kennt als ich selbst.

Nach fast einem halben Jahr, in dem ich Gott noch einmal besser und intensiver kennen lernen durfte, gab er mir die Möglichkeit dort ein Motorrad zu kaufen. Weil das Geld zu der Zeit reichte und das Fahrzeug mir meinen Dienst dort, vor allem im Hinblick auf Besuche, um einiges erleichtern würde, kaufte ich es auch.

In dem darauf folgenden Halbjahr lernte ich unter anderem unter den schwersten Bedingungen Motorrad fahren, wobei ich nicht nur einmal in Sand und Dreck schmecken musste. Meine Überlegung dort schließlich einen Führerschein zu machen gingen nicht auf, weil es sich nicht gelohnt hätte, da er ihn Deutschland nicht gelten würde und weil ich unerwarteter weise doch früher zurück fliegen musste als geplant.


Wieder Zuhause war der Wunsch nach einem Führerschein stärker denn je. Denn bei uns in Deutschland kann man nicht „einfach mal so“ fahren. Doch die Freiheit des Motorradfahrens zu kennen und dann plötzlich ohne Motorrad und ohne Führerschein zu sein, ist nicht gerade angenehm. Ja, es gibt um einiges größere Probleme und ich behaupte nicht, dass es nicht auszuhalten wäre. Es war auszuhalten und ich war Gott einfach dankbar für das Geschenk, das er mir dadurch gemacht hatte, dass ich nicht sauer oder traurig deswegen sein konnte. Aber ich ertappte mich selbst nicht nur einmal dabei, wie ich voller Vorfreude auf den Hof blickte oder ging, um gleich loszufahren nur um dann zu merken, dass genau das nicht geht. Ja, das ich lächerlich, aber genau so war es nunmal.

Mein jüngerer Bruder wollte seit einiger Zeit ebenfalls den Führerschein machen, aber für die 125-er und so wurde ich durch seinen Enthusiasmus angesteckt, sodass ich mich schließlich in der Fahrschule anmeldete. Das war für mich ein großer Schritt, zum einen, weil ich schon so lange darauf wartete und zum anderen, weil ich Angst davor hatte. Ja, richtig: ich hatte Angst vor etwas, dass ich mir mittlerweile schon seit acht Jahren wünschte. Das lag daran, dass meine ersten Erfahrungen mit dem Auto-Führerschein, sagen wir, unangenehm waren. Dazu kam auch noch meine Prüfungsangst, die aus dem Drang nach Perfektion entstand. Kurz: ich wollte nicht versagen, hatte aber das Gefühl, das genau das passieren würde.


Ich fing also meinen lang ersehnten Führerschein an, mit Versagensangst und ohne ausreichend Geld. Aber durch meine Gespräche mit Gott wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war und zwar gerade weil es menschlich gesehen nicht sonderlich sinnvoll war.

Der Fahrlehrer war unglaublich geduldig und ließ mir viel Freiraum, weil er wusste, dass ich grundsätzlich schon fahren konnte. Er wurde nie wütend und ermutigte mich sehr, wofür ich ihm dankbar bin. Nachdem ich die ersten zwei Rechnungen bezahlt hatte, vergaß er mir die nächsten Rechnungen zu geben, sodass ich einfach weiter machte ohne wirklich zu wissen wie viel das ganze kostete. Aber ich wusste, dass Gott für mich sorgen würde.


Nach einigen Wochen kam endlich der Termin für die theoretische Prüfung, bei der ich fast fest damit rechnete zu versagen, wenn Gott mir nicht half. Natürlich hatte ich gelernt und bestand die Prüfungen in der App so gut wie immer. Ich hatte, im Gegensatz zu der Theorieprüfung beim Auto sogar verstanden worum es bei jeder Frage eigentlich ging, aber ich wusste auch, dass ich aus purer Panik plötzlich alles vergesse könnte, wenn ich erst einmal davor saß. An eben diesem Prüfungstag wollte ich gerade zum TÜV losfahren als ich durch eine Nachricht meines Fahrlehrers merkte, dass ich sie um zwei Stunden verpasst hatte. Ja, richtig: ich hatte aus lauter Nervosität die Zahlen der Uhrzeit verdreht. Meine Welt brach zusammen. Ich gebe zu, dass es lächerlich klingt wegen so etwas zusammen zu brechen und den ganzen Führerschein hinschmeißen zu wollen und vielleicht ist es genau das. Für mich war es ein klares Zeichen meines wiederholten Versagens und die Bestätigung meiner Zweifel.

Als ich meinen Fahrlehrer anrief, versprach er mir selbst zum TÜV zu fahren und zu sehen, ob er noch irgendwas machen könnte. Ich sollte ebenfalls einfach mal dort hin fahren. Zwei Minuten später bekam ich wieder einen Anruf von ihm: wenn ich in 15 Minuten da wäre, könnte ich die Prüfung noch machen. Das war unmöglich. Jedes andere Mal, wenn ich diesen Weg gefahren war, brauchte ich fast 30 Minuten. Doch ich fuhr los und flehte Gott an, Er möge sich durch diese Situation verherrlichen. Irgendwie kam ich ohne zu rasen genau 15 Minuten später auf dem Parkplatz des TÜVs an und konnte die Prüfung machen. Gott ließ mich mit 0 Fehlerpunkten bestehen.


Jetzt wusste ich, dass meinem Gott wirklich nichts unmöglich ist. Trotzdem verließ ich mich bei der praktischen Prüfung mehr auf meine eigenen Fähigkeiten und viel vor lauter Panik durch. Ich war wieder einmal fertig mit den Nerven. Vor allem weil ich wusste, dass ich noch eine Fahrstunde und Prüfung bezahlen musste und die Rechnung von der Fahrschule bekam. Doch ich hatte kein Geld mehr. Ich könnte vielleicht gerade so noch den TÜV für die Prüfung bezahlen, aber keinen Cent mehr. In dem Moment half mir das Erlebnis von der Theorieprüfung daran zu glauben, dass meinem Gott nichts unmöglich war. Also betete ich und wartete erst einmal auf die Rechnung vom TÜV bevor ich überhaupt auf mein enttäuschend leeres Konto schaute.

Der Brief kam und ich hoffte wenigstens den TÜV bezahlen zu können. Wie erstaunt war ich als ich auf mein Konto sah und 900€ statt der erwarteten 100€ darauf waren. Ich war so dankbar, dass ich gleichzeitig lachen und weinen könnte. Mit einem jubelnden Herzen bezahlte ich die Rechnungen, wonach ich sogar noch Geld übrig hatte, und hatte so gleichzeitig die Bestätigung, dass ich wirklich auf Gottes Weg für mich war.


Zwei Wochen später fuhr ich dann wieder zum TÜV. Dieses Mal in der Gewissheit, dass ich ohne meinen Gott gar nichts kann. Auf dem Weg zeigte Gott mir die Segnungen, die ich erfahren hatte, weil ich das erste Mal durchgefallen war. Ich durfte unglaublich ermutigende Begegnungen mit verschiedenen Menschen haben, die mich näher zu Gott gezogen haben. Außerdem habe ich dadurch das erste Mal in meinem Leben einen Tag im Faste und Beten verbracht, wodurch ich auch näher zu meine himmlischen Vater gezogen wurde. Und schließlich kam noch das Geldwunder dazu. Ja, das was Gott macht dient uns wirklich immer zum Besten auch wenn es manchmal im ersten Moment schmerzhaft ist.

In der zweiten Prüfung füllte Gott mich einen beruhigenden Frieden, der mich alles aus seiner Hand nehmen ließ, und durfte tatsächlich auf Anhieb bestehen. Ihr könnt euch sicher vorstellen wie dankbar ich war.


Ein eigenes Motorrad habe ich zwar bis heute nicht, aber nachdem ich Gott auf diese Art und Weise kennen lernen durfte, wäre es ganz schön dumm von mir ihm nicht auch darin zu vertrauen.


Gott ist immer und überall gut und er sorgt für uns, wenn wir uns ihm hingeben. Vertraue ihm, Er weiß, was am Besten für dich ist!



"Du hast ihm gegeben, was sein Herz wünschte, und ihm nicht verweigert, was seine Lippen begehrten." - Psalm 21, 2


"…und habe deine Lust an dem HERRN, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt!"

-Palm 37, 4





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