Kennst du das Gefühl festzustecken? Dass alles, was du tust, sinnlos oder sogar ermüdend ist? Kennst du das Gefühl alleine zu sein mit all den Problemen, Sorgen und dem Chaos, aus dem dein Leben besteht?
Ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Es begleitet mich nun schon seit etwa drei Jahren. Natürlich gab es bessere und schlechtere Zeiten, aber das Gefühl zu versagen war und ist oft auch heute allgegenwärtig.
Gerade, wenn man versucht, den Willen Gottes zu tun, wenn man Gott wirklich gefallen will, ist es besonders schmerzhaft. So oft versuchen wir, es Gott recht zu machen.
Gott beruft mich dazu, ein Unternehmern zu gründen. Aber es läuft nicht so gut, wie ich es gerne hätte.
Gott beruft mich dazu, für ihn zu schreiben. Aber meine Bücher werden (noch) keine Bestseller.
Gott beruft mich dazu, zu gehen. Aber meine Familie will, dass ich bleibe.
Kommt dir das bekannt vor? Kennst du Situationen, in denen du dich bewusst für Gottes Willen entscheidest, das Resultat aber nichts als Schwierigkeiten einbringt?
Dann lass dir sagen: Du bist nicht alleine.
Auch wenn es sich in solchen Phasen ganz und gar nicht so anfühlt, zeigt sich durch diese Schwierigkeiten, durch diese Wüstenzeiten die Liebe Gottes.
Vor einigen Monaten hätten ich bei so einer Aussage noch die Nase gerümpft. Also verdenke ich es dir nicht, wenn du das jetzt ebenfalls tust. :)
Doch es ist wahr. Gottes Liebe ist viel zu groß, um nicht manchmal weh zu tun.
Was meine ich damit?
Stell dir einmal vor, ein kleines Kind wäre so neugierig, dass es nicht einschlafen könnte. Aber es ist übermüdet, weshalb es durchgehend schreit. In so einem Fall würde man das Kind fest an sich drücken und wiegen, damit es endlich einschläft. Denn das Kind braucht den Schlaf. Wäre es in dieser Situation liebevoller, das Kind sich selbst zu überlassen bis es sich so müde geschrien hat, dass es irgendwann doch einschläft oder wäre es liebevoller, das Kind festzuhalten und zu wiegen, damit es schnell einschlafen kann?
Wir sind ganz oft wie dieses Kind. Wir schreien, schlagen um uns und wollen unseren Kopf durchsetzten, obwohl es uns schadet. Doch das sehen wir nicht. Wir wissen nur, dass wir genau das jetzt wollen, ohne die Konsequenzen zu sehen oder zu erkennen, was das beste für uns ist.
Gott aber kennt dieses Beste genau. Er weiß besser als wir selbst, was wir brauchen und was uns gut tut.
Ich glaube, so ziemlich jeder Christ kennt den Vers aus Römer 8,28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“
Kommt dir das bekannt vor?
Aber was ist dieses Beste? Denn erst, wenn wir wissen, was mit diesem Besten gemeint ist, können wir anfangen zu verstehen, warum Gott tut, was er tut.
Römer 8,29: „Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“
Das Beste, um das es in dem viel zitierten Vers geht, ist es, Jesus ähnlicher zu werden.
Das gibt uns doch direkt eine andere Perspektive auf das, was Gott tut. Oder?
Dann gebraucht Gott den Schmerz, um uns Jesus ähnlicher zu machen.
Dann gebraucht Gott die Probleme, um uns Jesus ähnlicher zu machen.
Dann gebraucht Gott die finanziellen Engpässe, um uns Jesus ähnlicher zu machen.
Das Beste sieht in diesem Licht gar nicht mehr so einfach und schön aus, wie wir uns das oft vorstellen, wenn wir an unser Traumleben denken. Unserer Meinung nach sollte das Beste sich doch gut anfühlen, einfach sein und vor allem nicht weh tun. Wir wünschen uns ein sorgenfreies Leben. Doch überlegen wir mal, was die Konsequenzen so eines Lebens für uns und unser Herz wären.
Wenn wir alles immer sofort bekommen würden, dann würden wir nie lernen abzuwarten, durchzuhalten.
Wenn wir keinen Schwierigkeiten begegnen würden, würden wir niemals stark werden.
Wenn Gott uns nicht ab und an gegen die Wand fahren lassen würde, dann würden wir nie merken, wie selbstzerstörerisch und egoistisch wir viel zu oft sind.
Wenn wir keinen Schmerz erfahren, sehen wir Menschen leider auch nicht die Notwendigkeit etwas zu ändern.
Meistens denken wir, dass wir wüssten, was das Beste sei, was wir Gott auch gerne wissen lassen, doch dabei sind wir wie das Kind, das Angst hat, etwas zu verpassen, wenn es einschläft.
Wie oft habe ich selbst mit Gott gehadert, weil seine Entscheidung so ganz anders ausfiel, als alles, was ich mir erträumt oder gewünscht habe. Ich war nicht selten ziemlich wütend, weil ich das Gefühl hatte, dass Gott mich einfach nur quälen wollte. Er konnte es ja schließlich nicht immer besser wissen. Oder?
Doch er kann. Denn während ich viel zu oft nur sehe, was ich jetzt will, sieht Gott das große Ganze. Er sieht, welche Auswirkungen es haben würde, wenn ich immer bekommen würde, was ich mir jetzt wünsche.
Und wenn ich auf mein Leben zurück blicke, bin ich ihm von Herzen dankbar, dass er meine Wut und meine Enttäuschung ausgehalten hat. Denn was Gott mir gibt oder nicht gibt, was bis jetzt immer das Beste.
Vor kurzem laß ich folgendes Zitat von Charles T. Studd: „Wir zweifeln nicht unbedingt daran, dass Gott das Beste für uns tut. Wir fragen uns, als wie schmerzhaft dieses Beste sich herausstellen wird.“
Ich finde, das triff es genau. Denn mit der Zeit lernen wir, dass Gott wirklich das Beste für uns tut; vor allem wenn wir ihn besser kennen lernen und merken, dass Gott tatsächlich durch und durch gut ist, dass er Liebe ist. Doch wir lernen auch, dass dieses Beste unglaublich schmerzhaft sein kann.
Das bedeutet nicht, dass es nicht das Beste ist. Denn das ist es. Das bedeutet aber, dass wir durch die Wüste gehen müssen wie das Volk Israel damals, um ins gelobte Land zu kommen.
Warum ist das nötig? Ist das Land etwa noch nicht fertig gewesen? Muss Gott das Beste erst noch vorbereiten und versucht uns in der Zwischenzeit zu beschäftigen, damit uns nicht langweilig wird?
Ich glaube, dass diese Wüstenzeiten vielmehr damit zu tun haben, uns vorzubereiten.
Wenn Gott dir heute alles geben würde, wonach du dich sehnst, wärst du wirklich bereit dafür, damit verantwortungsbewusst umzugehen? Oder würdest du all das schnell wieder verlieren, weil du gar nicht weißt, wie du damit umgehen sollst?
In Hosea 2, 16 steht geschrieben: „Darum siehe, ich will sie locken und in die Wüste führen und ihr zu Herzen reden“.
Genau das tut Gott, wenn er uns liebt. Er führt uns in die Wüste. Doch was aussieht, als sei es eine Strafe, ist in Wahrheit der größte Segen, den Gott uns geben kann. Denn in dieser Wüste begegnet er uns. Dort kann er zu unserem Herzen sprechen. Denn in der Wüste gibt es keine Ablenkungen, keine schnellen Lösungen, keine einfachen Antworten.
In der Wüste hören wir Gottes Stimme.
Jede Wüstenzeit ist unterschiedlich lang und unterschiedlich schwer. Meine dauert mittlerweile drei Jahre an. Es gab bessere und es gab schwerere Tage. Doch diese Wüstenzeit sorgt dafür, dass Gott an meinem Herz arbeiten kann, wie noch niemals zuvor. Er bricht Dinge und Menschen radikal weg. Er zeigt mir die Sünde meines Herzens klar auf. Er zerbricht mich und baut mich neu auf. Und das tut weh. Zu sehen, wie Menschen leiden, die man liebt, tut weh. Zu erleben, wie alles, was man aufbaut, wieder zerfällt, tut weh. Nicht zu verstehen, wofür das alles gut ist, tut weh. Aber weißt du was? Jesus ist das alles wert.
Dieser Schmerz ist zeitlich begrenzt. Ich weiß, dass Gott mich eines Tages aus der Wüste herausführen wird und dass ich dann zurück blicke und dankbar bin. Ich werde dankbar dafür sein, dass er nicht aufgehört habe, wenn ich vor Schmerzen geschrien habe. Ich werde dankbar dafür sein, dass er mich nicht aufgegeben hat, wenn ich ihn nicht mehr sehen wollte. Ich werde dankbar dafür sein, dass er mich liebevoll getröstet hat, wenn ich mit meiner eigenen Verdorbenheit konfrontiert wurde.
Es ist wie mit dem Ton, der der Töpfer schlägt, dreht, brennt und scheinbar vergisst. Doch erst nach diesem schmerzhaften Prozess wird der Ton zu einem nützlichen, schönen Gefäß.
Wir sind dieser Ton. Gott ist der Töpfer. Dieses Bild gebraucht Gott in Jeremia 18, 3-4: „Und ich ging in das Haus des Töpfers hinab, und siehe, da fertigte er gerade ein Werkstück auf der Scheibe an. Aber das Gefäß, das er aus Ton machte, verdarb in der Hand des Töpfers. Da fing er von Neuem an und machte daraus ein anderes Gefäß, wie es in den Augen des Töpfers richtig war.“
Gott hat einen Plan. Er formt uns zu einem Gefäß. Doch vorher muss er uns weich klopfen, wie der Töpfer den Ton, damit er ihn überhaupt kneten kann. Dann wird der Ton auf der Scheibe gedreht, gedrückt und gezogen. Bis er schließlich gebrannt wird.
All das tut weh und das Geniale ist, dass wir mit diesem Schmerz direkt zu Gott kommen dürfen. Wir dürfen ihm sagen, dass es weh tut und dass wir all das nicht verstehen. Wir dürfen ehrlich zu ihm sein. Er wünscht es sich sogar.
Wir dürfen aber auch lernen, ihm in all dem Schmerz, den Fragen und der Verzweiflung zu vertrauen. Denn am Ende werden wir erkennen, dass es das Beste für uns war, das Beste für unser Herz.
Ich weiß, dass Gottes Liebe unglaublich schmerzhaft für uns sein kann. Aber ich weiß mittlerweile auch, dass er diesen Schmerz wert ist und dass diese Wüstenzeiten gut für unser Herz sind.
Ich wünsche dir, dass du die Worte aus 1. Johannes 4, 16 gerade in deiner Wüstenzeit erleben darfst: „Und wir haben die Liebe erkannt und geglaubt, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“
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